Vortragsveranstaltungen 2011

25. NovemberProf. Rolf Wernstedt (Hannover)
  • Das Interesse an China bei Leibniz und in der heutigen westlichen Welt
20. OktoberProf. Dr. Joachim Ringleben (Göttingen)
  • Leibniz und Hegel
20. JuliDr. Annette Vogt (Berlin)
  • Leibniz und die Berliner und Petersburger Akademien der Wissenschaften
8. JuliProf. Dr. Dittmar Dahlmann (Bonn)
  • Die Reformen Peters I. und die Entwicklung der Wissenschaften im Russischen Reich
24. Juni Prof. Dr. Wenchao Li (Hannover)
  • „Seiner Majestät Lande verbinden Europa und China“. Leibniz als politischer Berater Russlands
26. Mai Dr. Klaus-Dieter Herbst (Jena/Regensburg)
  • Kalender für den gemeinen Mann und Frühaufklärung. Vernunft und Erfahrung versus Astrologie
5. Mai Dr. Jürgen Lawrenz (Sydney)
  • Was heißt und zu welchem Zweck studiert man Leibnizens Doppelaspekt-Theorie?
7. AprilProf. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Dresden)
  • Vom Unglauben über das Denken zum Glauben? Bemerkungen zur Philosophie von Edith Stein (1891-1942)
8. März Prof. Dr. Ernst Gottfried Mahrenholz (Karlsruhe/Hannover)
  • Verfassung und Vertrauen. Versuch über Nähe zum Staat
3. MärzDr. Manfred Bodin (Hannover)
  • Die Finanzkrise ‒ Entstehung und Ausweg

Freitag, den 25. November 2011
Prof. Rolf Wernstedt (Hannover)

  • Das Interesse an China bei Leibniz und in der heutigen westlichen Welt


Zum Vortrag:
Leibniz kannte China besser als viele seiner Zeitgenossen. Er hat auch erstmals versucht, die chinesische und die europäische Kultur zu vergleichen und zu bewerten. Sein Interesse an China war ein kulturelles, das zum Wohle der gesamten Menschheit genutzt werden sollte.

Das heutige westliche Interesse an China ist fast ausschließlich ökonomisch und politisch begründet. Dabei gerät der fundamentale Widerspruch völlig aus dem Blick, dass ein Regime, das sich kommunistisch nennt und sein theoretisches Selbstverständnis mit der westlichen Theorie des Marxismus begründet, gleichzeitig einen effektiven Kapitalismus organisiert und in der Finanzkrise die hochkapitalistischen USA und Westeuropa stützen kann und will.

R. W.

Der Referent hat uns den vollständigen Text des Vortrags zur Verfügung gestellt – Sie finden ihn hier im doc-Format (Copyright beim Autor).

Donnerstag, den 20. Oktober 2011
Prof. Dr. Joachim Ringleben (Göttingen)

  • Leibniz und Hegel


Zum Vortrag:
Der Vortrag ist nicht historisch angelegt, sondern er wird in einem 1. Teil Hegels Kritik an Leibniz darstellen, und dies vor allem im Blick auf die Monadologie. In einem 2. Teil soll ‒ sachlich durchaus an den 1. Teil anknüpfend ‒ ein logisches Konzept vorgestellt werden, in Bezug auf das beide Denker sich vergleichen lassen und das Josef König als spekulative Grundform des Systems von Leibniz identifiziert hat: das Theorem einer übergreifenden Allgemeinheit. Zum Schluss wird von da aus Hegels dialektischer Begriff des „Begriffs“ skizziert.

J. R.

Mittwoch, den 20. Juli 2011
Dr. Annette Vogt (Berlin)

  • Leibniz und die Berliner und Petersburger Akademien der Wissenschaften
    (Vortragsreihe Leibniz und Russland)


Zum Vortrag:
Gottfried Wilhelm Leibniz hatte im Laufe seines Lebens mehrere Akademie-Projekte in verschiedenen Ländern vorgeschlagen. Am bekanntesten wurden seine Vorschläge zur Gründung der Berliner Akademie, als Kurfürstlich Brandenburgische Societät der Wissenschaften 1700 gegründet und mit G. W. Leibniz als erstem Präsidenten, und zur Gründung der Russischen Akademie der Wissenschaften (1724/1725).

Der Vortrag gibt erstens einen Überblick über die Beziehungen zwischen beiden Akademien im 18. und 19. Jahrhundert, und der Vortrag behandelt zweitens Fragen zum Bild von Russland, das Leibniz gehabt hat. Obwohl Leibniz nie in Russland weilte, war er an diesem Land höchst interessiert gewesen. Eine Sammlung der Schriftstücke, die Auskunft über Leibniz und sein Russlandbild gaben, veröffentlichte die Philosophin, Philosophiehistorikerin und Religions-Philosophin Liselotte Richter (1906-1968). Sie hatte von 1936 bis 1943 in der Leibniz-Edition der Preußischen AdW gearbeitet und hielt am 1. Juli 1946 die offizielle Festrede bei einer Leibniz-Feier in Berlin. Das Buch Leibniz und Russland erschien 1946 zum Leibniz-Jubiläum, und mit diesem Band hat Liselotte Richter eine bis heute für die Leibnizforschung wertvolle Arbeit publiziert.

A. V.

Freitag, den 8. Juli 2011
Prof. Dr. Dittmar Dahlmann (Bonn)

  • Die Reformen Peters I. und die Entwicklung der Wissenschaften im Russischen Reich
    (Vortragsreihe Leibniz und Russland)


Zum Vortrag:
Auf Anregung und nach Plänen von Gottfried Wilhelm Leibniz und Christian Wolff gründete Zar Peter I., seit 1721 Kaiser, 1724 die Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, eröffnet 1725, für die, da einheimische Wissenschaftler fehlten, Ausländer angeworben wurden. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Gründungsphase der St. Petersburger Akademie und die ersten großen wissenschaftlichen Unternehmungen, die beiden Expeditionen nach Sibirien und in den nordostpazifischen Raum unter Leitung des dänischen Kapitäns Vitus Bering, die allerdings erst nach Peters I. Tod in den Jahren 1725 bis 1730 und 1733 bis 1743 durchgeführt wurden, und ordnet sie in die Entwicklung der Wissenschaften im Laufe des 18. Jahrhunderts ein.

D. D.

Freitag, den 24. Juni 2011
Prof. Dr. Wenchao Li (Hannover)

  • „Seiner Majestät Lande verbinden Europa und China“. Leibniz als politischer Berater Russlands
    (Vortragsreihe Leibniz und Russland)


Zum Vortrag:
„Wäre ich noch jung, würde ich nach Moskau und vielleicht bis nach China reisen, um mit Hilfe meiner binären Zahlenlehre Wissensaustausch zu etablieren“. In der Tat dachte kaum einer der bedeutenden Gelehrten des Abendlandes so europäisch und global wie Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716). In der Begegnung mit China erblickte er nie dagewesene Chancen für einen Kulturaustausch zu beiderseitigem Nutzen, mit Peter dem Großen stand er in direktem Briefwechsel. So wurde Leibniz nicht müde, Ost und West zur Zusammenarbeit anzuhalten und Denkschriften für Russlands Reformen zu entwerfen. Zeigt sich hier bereits eine frühe Relativierung Europas, die Idee einer west-östlichen Synthese oder doch das Konzept einer Europäisierung Russlands nicht durch Hegemonie, sondern durch Wissenschaft?

W. L.

Donnerstag, den 26. Mai 2011
Dr. Klaus-Dieter Herbst (Jena/Regensburg)

  • Kalender für den gemeinen Mann und Frühaufklärung. Vernunft und Erfahrung versus Astrologie


Zum Vortrag:
Das Stadtarchiv Altenburg beherbergt die weltweit größte Kalendersammlung: Rund 3700 Jahrgangsexemplare von 1644 bis 1861 bieten einen neuen Blick auf das Massenmedium Schreibkalender. Hier finden sich viele als nicht überliefert geglaubte, wie z. B. der „Europäische Wundergeschichten Calender“ für 1670 (von Grimmelshausen?), sowie zahlreiche bisher unbekannte Kalenderreihen, wie die von Georg Albrecht Hamberger.

Hamberger, Mathematikprofessor an der Universität Jena, wird in der Literatur noch nicht als Kalendermacher geführt. Ein „Verbesserter und von allem Aberglauben gereinigter Calender“ weist ihn aber zweifelsfrei als den Verfasser aus. Diese Kalenderreihe setzte mit dem Jahr 1701 ein, was zweifelsfrei aus den beiden am 29. Juli 1700 in Weimar durch Herzog Wilhelm Ernst und am 10. April 1700 in Eisenach durch Herzog Johann Wilhelm gegebenen und im Kalender abgedruckten Privilegien sowie aus der dreiseitigen Vorrede von Hamberger folgt.

Überliefert ist aus Hambergers Kalenderreihe neben dem Exemplar für 1701 nur noch eines für 1704. In ihm wird erst in der Textspalte auf den Recto-Seiten des Kalendariums „Von der Schwehre der Lufft und daher entstehender Witterung“ in naturwissenschaftlicher Manier gehandelt. Dann werden im Anhang des Kalenders auf sechs Seiten in dem „Entwurff der Witterung durchs 1702te Jahr“ meteorologische Messdaten für ein ganzes Jahr in Tabellenform mitgeteilt. Über das Motiv dafür äußert sich Hamberger ausführlich: Es ist der Kampf gegen die astrologisch gegründete Wetterprognostik in den Kalendern. Damit erhält Hamberger auch Bedeutung für die frühe Aufklärung.

Hambergers Messreihe lief über mindestens ein Jahrzehnt und war seinen Zeitgenossen, zum Beispiel Christian Wolff, bekannt. Die Forschung zur Geschichte der Meteorologie hat Hambergers Aktivitäten bisher nicht wahrgenommen.

Dieses Beispiel und weitere aus den Kalendern von Gottfried Kirch und Johann Christoph Sturm werden im Vortrag in den Kontext der Frühaufklärung gestellt.

K.-D. H.

Donnerstag, den 5. Mai 2011
Dr. Jürgen Lawrenz (Sydney)

  • Was heißt und zu welchem Zweck studiert man Leibnizens Doppelaspekt-Theorie?


Zum Vortrag:
Leibniz schrieb an Rémond, seine ganze Metaphysik sei aus der Dynamik herzuleiten. Man darf das zum Anstoß nehmen, sein Denken als auf zwei gleichzeitigen Ebenen sich entwickelnd zu betrachten: Metaphysik und Dynamik befruchten einander und spiegeln den Kosmos in solcher Doppelansicht wider. Das beinhaltet aber eine wirkende physische Welt sowie einen metaphysischen Urgrund der Natur ‒ dergestalt, dass das Labyrinth der Kontinuität die Möglichkeit der Existenz behandelt, während die wirkende Welt vom Satz des Grundes regiert wird, indes nur beide gemeinsam ein zusammenhängendes Bild ergeben. Dieser Doppelaspekt seines Denkens ist vernachlässigt worden: Leibniz gilt vielfach als ein Denker, der die Wirklichkeit ausschließlich in den metaphysischen Aspekt einklammert. Der Vortrag sucht diesen Doppelaspekt so allgemeinverständlich wie möglich darzustellen und zu zeigen, dass Leibnizens Philosophie den Idealismus und Realismus als Einheit denkt.

J. L.

Donnerstag, den 7. April 2011
Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Dresden)

  • Vom Unglauben über das Denken zum Glauben? Bemerkungen zur Philosophie von Edith Stein (1891-1942)


Zum Vortrag:
Die Meisterschülerin Husserls, Edith Stein, wird in ihrer Bedeutung für die Phänomenologie zunehmend entdeckt. Vor allem sind ihre Untersuchungen zur „Einfühlung“ und zur Leiblichkeit von bahnbrechender Natur, auch für Husserl selbst. Aber die Agnostikerin gerät ebenso an das „Phänomen Gott“, dem sie sich zunächst theoretisch, dann aber aufgrund verschiedener Erfahrungen auch konkret öffnet. Zu beleuchten sind einige Stationen dieser Entwicklung, soweit sie sich aus der eher spröden Selbstmitteilung Edith Steins erschließen lassen. Diese Entwicklung führt sie bekanntlich in den Karmel (1933) und schließlich in das Martyrium (1942). Auch diese unvorhersehbare Lebenslinie wird aber gedanklich mitvollzogen und kann aus Texten freigelegt werden.

H.-B. G.-F.

Dienstag, den 8. März 2011
Prof. Dr. Ernst Gottfried Mahrenholz (Karlsruhe/Hannover)

  • Verfassung und Vertrauen. Versuch über Nähe zum Staat


Zum Vortrag:
Haben wir Vertrauen zu unserer Verfassung? Braucht eine Verfassung überhaupt Vertrauen? Das ist die eine Frage. Die andere richtet sich auf die Elemente möglichen Vertrauensentzuges oder möglichen Zugewinns an Vertrauen. Hier kommen in Betracht etwa Öffentlichkeit, Parteiendemokratie, direkte Demokratie als unmittelbare Ausübung von Staatsgewalt durch das Volk, Verfassungsgerichtsbarkeit. Diese Elemente haben unterschiedliche Facetten.

E. G. M.

Donnerstag, den 3. März 2011
Dr. Manfred Bodin (Hannover)

  • Die Finanzkrise ‒ Entstehung und Ausweg


Zum Vortrag:
Die Ausführungen knüpfen an den am 18. Februar 2010 veranstalteten Vortrag Herrn Professor Wernstedts zum Thema Glanz und Elend der Politik in der Finanzkrise an.

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